…gegen Abzocke mit System

Die Machenschaften der Dating-Portal-Betreiber

Die Machenschaften der Betreiber von Dating-Portalen…oder „Über Chat-Animateure und Profi-Chatter“

Die Anzahl an Partnerportalen im Internet ist rasant gestiegen. Und jeder Betreiber hat dabei ausschließlich den Monetarisierungsgedanken in Kopf – was auch sonst? Um die nach Liebe, Sex oder Partnerschaft Suchenden an sich zu binden, greifen viele Portale zu einem Trick: Sie engagieren Lockvögel, die unter falscher – zumeist weiblicher – Identität chatten und flirten, was das Zeug hält bzw. bis das definierte Ziel erreicht ist: Du sollst eine Premium-Mitgliedschaft abschließen oder möglichst viel Deines Guthabens verbrauchen, um dann wieder aufladen zu müssen…

Wenn Du also in den AGB des Betreibers einen Passus findest, der in etwa lautet: „Der Anbieter setzt Controller/innen ein, die unter mehreren Identitäten Dialoge führen können“, musst Du damit rechnen, dass die Traumfrau in der Realität nicht existiert (und es auch nie zu einem Treffen kommen wird).

Das Ding mit der Mitgliedschaft

Als Mann sollst Du ergo dazu animiert werden, eine teure Premium-Mitgliedschaft zu erwerben, denn nur dann kannst Du die Mails von den hübschen Damen in Deinem Briefkasten lesen.

Ist das Abo erst einmal abgeschlossen, sind auch die weiblichen Interessenten schnell verschwunden. Auch passiert dann so gut wie nichts mehr. Keine Anfragen von weiblichen Besuchern, keine Antworten auf Nachrichten an die holde Weiblichkeit, die doch – ach so sehr – nach Zuneigung sucht.

Guthaben verbrauchen

Ähnlich wird bei den „verbrauchsorientierten“ Portalen vorgegangen. Hier ist das primäre Ziel, die männlichen Kunden dazu zu bringen, ein Guthaben zu erwerben – eine fiktive Währung, mittels derer Nachrichten, Chats, Geschenke, o.ä. „bezahlt“ werden können. Als Mann wirst Du dann durch geschickte Fragestellungen in den Antworten der vermeintlichen Damen immer wieder dazu gebracht, eine neue kostenpflichtige Nachricht zu versenden.

Deine eigenen Fragen, die Du stellst, um die Dame am anderen Ende der Internetleitung kennenzulernen, bleiben dabei immer unbeantwortet, je spezifischer sie werden.

Strategie der Chat-Animateure und Profi-Chatter

Das Motto der Personen lautet immer: Wer fragt, der führt – wer fragt, gewinnt! Und so wird Dir vorgegaukelt, dass sich „HotSusie4711“ Dein Profil schon soooo oft angeschaut hat und sie jetzt gerne wüsste, was Du hier suchst.

Auf eine nette, höfliche, freche, oder derbe Antwort deinerseits geht sie dann meist nicht ein, sondern antwortet mit einem Pauschalsatz. Diese Antwort schließt sie jedoch immer mit einer Frage ab, die somit eine weitere kostenpflichtige Nachricht von Dir provoziert.

Woran können „Chat-Animateure“ und „Profi-Chatter“ erkannt werden?

Egal, wie geschickt versucht wird, der Dame des Herzens näher zu kommen – geografisch und ggf. auch körperlich – der Chatter wird nie um eine Ausrede verlegen sein. Die Direktiven des Chatters lauten:

  • Möglichst jede Nachricht mit einer Frage abschließen.
  • Absolut unverbindlich sein und bleiben.
  • Viele Ausreden parat haben, wenn es darum geht, sich (endlich) zu treffen – wobei es gar keine Rolle spielt, wie lange der Chat schon läuft. Wenn der „Kunde“ abzuspringen droht, wird er mit einem Treffen in naher Zukunft „geködert“.
  • Sofern ein Treffen „unumgänglich“ scheint, Termin machen und im letzten Moment absagen (Mama, Papa, Kind krank; Oma, Tante gestorben; Auto kaputt; etc).

Eine der ersten Auffälligkeiten, die Dich stutzig machen sollten, ist, dass Du SOFORT, nachdem Du Dich angemeldet hast, eine oder mehrere Nachrichten im Posteingang vorfindest. Darin steht dann sowas zu lesen wie „Hallo Süßer! Mir ist Dein Profil sofort aufgefallen. Du siehst wirklich toll aus auf dem Foto und ich muss Dich unbedingt kennenlernen. Schreib mir am besten gleich zurück… Kussi“. Und das, obwohl Du noch gar nichts in Deinem Profil stehen hast, geschweige denn, ein Foto hättest hochladen können. Hierbei handelt es sich definitiv um einen Profi oder Robot.

Ebenfalls nachdenklich machen sollte Dich, wenn keine Stringenz in der Chat-Historie zu erkennen ist. Oftmals führen die Chatter ja mehrere Animations- und Profi-Chats nebeneinander – sie werden schließlich nach Anzahl der verbrauchten „Währung“ bezahlt. Daher sind es die Widersprüche oder Lücken in der Konversation, die Dir verdächtig vorkommen sollten.

In der Zeit von SMS-Flats, Skype, Messenger, Whatsapp, E-Mail, etc, gibt es absolut keine Rechtfertigung dafür, nach beiderseitiger Sympathiebekundung auf einem kostenpflichtigen Chatportal zu verharren und für eine nette Unterhaltung auf Textbasis (!) zu bezahlen.

Und das ist letztendlich auch die Killerfrage, um einen „Chat-Animateur“ oder „Profi-Chatter“ zu identifizieren. Wenn bei Dir der Verdacht keimt, es könnte sich beim Gegenüber um einen Monetarisierungsprofi handeln, stelle „ihr“ einfach mal folgende Frage (natürlich nicht nach gerade mal zwei hin und her geschobenen Nachrichten):

„Können wir bitte die Unterhaltung z. B. auf Skype oder per E-Mail (muss ja nicht Deine richtige sein; googlemail & co. reicht ja auch) fortsetzen?“

Es gibt keine sinnvolle Begründung, dieses Ansinnen abzulehnen, da bei kostenfreien Anbietern wie z.B. Google (gmail.com) jederzeit ein neues Konto und eine neue E-Mail-Adresse eingerichtet werden kann (siehe auch „Warum eine separate E-Mail-Adresse?„). Die Antworten auf diese einfache Frage reichen von lahm über nicht nachvollziehbar bis hin zu völlig abstrus:

  • „Wie heißt Du?“ oder „Woher kommst Du?“
  • „och, ich denke, so zum Anfang, da bleiben wir noch hier, denn so lange und gut kennen wir uns nicht, dass ich jetzt schon direkt wieder wechseln möchte und ich habe auch erst wieder geladen, das will man ja auch nicht verfallen lassen, nicht wahr?“
  • „nun da es mir schon wichtig ist mit wem ich schreibe und ich denke wenn mein Gesprächspartner genau wie ich geld dafür bezahle um eine gute unterhaltung führen zu können es beide auch ehrlich meinen. im Internet verirren sich so viele chaoten und vögel. hat schon seine gründe warum ich mir diese plattform ausgesucht habe.“
  • „… ich würde sehr gerne erst noch etwas hier schreiben, auch wenn jetzt gerade etwas komisch für dich rüber kommt.wir können ja dann später sehen was wir machen, ist das ok für dich..? wo bist du den zuhause?“
  • „Du, per E-Mail ist mir echt noch zu früh…“
  • „da ich keine mailadresse mehr habe nachdem ich mich von meinem ex getrennt habe…“

Wenn Du darauf dann mit dem Satz antwortest „Du hast Dich eben gerade als Animatuer geoutet!“, folgt meist nur noch eine Nachricht aus der gespieltes Entsetzen, Schmollen oder vorgetäuschter Trotz zu entnehmen ist. Das ist dann quasi der letzte Köder, auf den Du reagieren sollst. Aber genau das gilt es zu vermeiden. Wenn nicht, geht der gleiche Krampf von vorne los…

Nochmal: Wenn dem Chatpartner was an Dir liegt, wird er auf Deine Bitte eingehen, die Konversation per E-Mail, Skype o.ä. weiterzuführen. Ansonsten steckt hinter „Sarah, 31 – einsame Managerin“ vielleicht nur Michael, 49, der arbeitslose Schuhverkäufer.